Cyberkrieg wird vorbereitet

Bild: SPIEGEL ONLINE/NSA
(public domain)

18. Januar 2015

Die Geheimdienste der „Five-Eyes“ (USA, Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland) betreiben nicht mehr nur Überwachung und Spionage, sie wollen die Herrschaft im Internet und bereiten digitale Kriege vor.
Nachdem Schwachstellen der gegnerischen Systeme ausspioniert wurden, wurden und werden diese mit Hilfe implantierter Hardware und eingeschleuster Schadsoftware kontrollierbar gemacht. Ziel ist kritische Systeme nach Belieben kontrollieren oder zerstören zu können. Als kritische Infrastruktur gilt alles, was eine Gesellschaft am Laufen hält: Energie, Kommunikation, Transport. Ziel, so interne Unterlagen, sei schließlich die "kontrollierte Eskalation in Echtzeit".
Wer aber garantiert, dass nicht auch diese Staaten/ihre Geheimdienste selbst Opfer ihrer eigenen Methoden werden können, zum Beispiel durch private Hacker, Kriminelle oder andere Geheimdienste?


The Social Media Research Foundation supports the creation of open tools, open data and open scholarship related to computer-mediated collective action (see: www.smrfoundation.org). The Social Media Research Foundation creates tools like NodeXL, the network overview discovery and exploration add-in for Excel 2007/2010 and ThreadMill, the message board social accounting analysis package. These tools are designed to collect and analyze social media data. Archives of previously collected data sets are also available under a Creative Commons license. This set contains images created with SMRF tools, pictures of SMRF Board, Officers, and Contributors, and social media research related events.

NSA: Schutz vernachlässigt!

15. Januar 2015

Unter den Snowden-Dokumenten befindet sich auch ein geheimer US-Bericht über Cybersicherheit. Er bestätigt, dass für den Schutz privater Daten eine Verschlüsselung unentbehrlich ist. Der Bericht warnt, dass sowohl private Computer als auch die der Regierung verwundbar bleiben gegen Angriffe aus Russland, China und durch kriminelle Banden, weil aktuelle Verschlüsselungstechnologien dort nicht schnell genug implementiert werden.
Der Bericht, der auch dem britischen Geheimdienst GCHQ zugänglich war, konstatiert, dass der Ausbau der defensiven Kapazitäten zu kurz kam und dies durch Spionage, Sabotage und Hackerangriffe die globale Wirtschaft jährlich etwa 400 Mrd. Dollar kosten werde.
Diese Position steht in eklatantem Widerspruch zu der des britischen Premier David Cameron, der vor einigen Tagen als Reaktion auf die Anschläge in Paris ein Verbot der Verschlüsselung gefordert hatte: „Für Terroristen darf es keine sicheren Kommunikationswege geben, die für britische Behörden nicht zugänglich sind.“

Eine "bedauernswerte Entscheidung"

15. Januar 2015

Es kommt eher selten vor, dass Geheimdienste wie die NSA Fehler eingestehen. Nun hat zumindest der frühere Forschungsleiter der US-Behörde ein überraschendes Statement abgegeben. Man habe den „DUAL_EC_DRBG“-Standard zur Erstellung von Zufallszahlen für die Verschlüsselung weiter unterstützt, obwohl Sicherheitsexperten schon früh Hinweise gegeben hatten, dass dieser einen entscheidenden Fehler enthält, der vom US-Geheimdienst ausgenutzt werden könnte. Das sei eine "bedauernswerte Entscheidung" gewesen, so Michael Wertheimer laut Threatpost.
Bereits im Jahr 2007 hatten Microsoft-Forscher darauf hingewiesen, dass Schwächen in der Generierung von Zufallszahlen für die Verschlüsselung als Backdoor dienen könnten. Sowohl die NSA als auch das National Institute of Standards and Technology (NIST) hatten aber weiter auf diesem Standard beharrt.

Cameron gegen Verschlüsselung

13. Januar 2015

Als Reaktion auf die Anschläge in Paris hat Großbritanniens Premier David Cameron angekündigt, die Überwachungsbefugnisse der britischen Geheimdienste deutlich auszuweiten. Die allerwichtigste Aufgabe jeder Regierung sei es, den Bürgern ihres Landes Sicherheit zu gewähren, sagte er. Wenn er wiedergewählt werde, müsse jede Kommunikation für Geheimdienste einsehbar sein. Das würde wohl auf ein Verbot verschlüsselnder Messaging-Dienste hinauslaufen.
Schon im vergangenen Juli hatte seine Regierung ein umstrittenes Notstandsgesetz in Kraft gesetzt, das bereits die Vorratsdatenspeicherung auf Umwegen einführte und dem britischen Geheimdienst GCHQ mehr Befugnisse erteilte.

Schlachtfeld Internet

12. Januar 2015

Das Internet ist das System, das in Zukunft die Macht von Staaten, Institutionen oder auch Unternehmen massiv bestimmen wird. Deutschland ist Angriffsmittelpunkt, ist aber auf solche Attacken nicht ausreichend vorbereitet. Digital sind wir schon lange im Krieg. Staatliche Organisationen greifen gezielt unsere Wirtschaft an, stehlen Informationen. Geheimdienste durchsuchen permanent das gesamte Internet, um Schwachstellen für potentielle Angriffe zu finden.
Edward Snowden enthüllt den streng geheimen Haushaltsplan der US-Geheimdienste, das sog. Black Budget:
Die NSA will jederzeit Zugriff auf Systeme anderer Länder haben… Ziel ist eine lückenlose Kontrolle über das gesamte Internet.
„Ausbau der Übernahme von Systemsteuerungen, um Informationen und technische Daten zu erhalten unter anderem über Öl- und Gasleitungen und Transportsysteme sowie Systemsteuerungen von Elektrizitätswerken.“

Pressefreiheit in Gefahr

Je suis Charlie

9. Januar 2015

Bei einem islamistisch motivierten Terroranschlag auf die französische Satirezeitung Charlie Hebdo wurden am 7. Januar zwölf Menschen getötet, mehrere schwer verletzt. Die Täter wurden zwei Tage später von der Polizei gestellt und dabei erschossen.
Während in Paris und vielen anderen europäischen Städten Millionen Menschen auf die Straßen gingen, um ihre Solidarität zu bekunden, gegen den Terror zu protestieren und sich für Pressefreiheit einzusetzen, meldeten sich auch die Apologeten der Überwachungsindustrie zu Wort.
Wieder hatte ein Anschlag nicht verhindert werden können, obwohl die Attentäter seit Jahren auf den Überwachungslisten der USA als Terrorverdächtige geführt wurden. Dennoch nutzte der ehem. US-Geheimdienstchef Michael Hayden die Gelegenheit, um vor neuen Terrorgefahren zu warnen und auf die Bedeutung der Speicherung von Metadaten (Vorratsdatenspeicherung) hinzuweisen und noch in der Nacht des Überfalls forderte der Chef des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5, Andrew Parker, umfassende Überwachungskompetenzen für die Geheimdienste.

Snowden über Cyberkrieg

8. Januar 2015

In einem Interview mit dem digitalen Magazin „NOVA Next“ kritisiert Edward Snowden, dass die US-Regierung offensive Strategien im Cyberspace fördert, die gleichzeitig dazu führen, das System zu schwächen und für Cyberattacken angreifbarer zu machen.

„Wir erzeugen eine Schicht von Internet-Sicherheitsforschern, die Verwundbarkeiten (von Computersystemen) erforschen, aber statt die gefundenen Schwachstellen den jeweiligen Herstellern zu melden, damit sie geschlossen werden können und wir sicherer werden, werden sie an die Geheimdienste verkauft.

Und sie werden auch an kriminelle Gruppen verkauft, die diese Ziele dann ausbeuten können, und so wird ein schwarzer Markt für digitale Waffen geschaffen.
Snowden verweist dann auf den von den USA ausgegangenen Angriff auf die iranischen Atomanlagen durch den Computerwurm „Stuxnet“.

„Uns selbst vor Angriffen aus dem Netz zu schützen ist viel viel wichtiger als unsere Fähigkeit, vergleichbare Ziele anderer Staaten anzugreifen, denn hinsichtlich Internet und technischer Ökonomie haben wir mehr zu verlieren als jeder andere Staat der Erde.“

Obamas geheime Todeslisten

(Image: Jared Rodriguez / Truthout) Image paired with the story:

30. Dezember 2014

Der Spiegel berichtet über eine NATO-Liste für sogenannte gezielte Tötungen in Afghanistan. Zeitweise sollen bis zu 750 Personen gleichzeitig auf der Liste gestanden haben. Insgesamt wurden auf diese Weise im Laufe der Jahre mehr als 3.600 Menschen erfasst. Unter den Todeskandidaten waren Taliban-Kommandeure, Angehörige der von den Aufständischen eingesetzten Zivilverwaltung und auch Drogenhändler. Das Material stammt aus den Jahren 2009 bis 2011 und fällt in die Amtszeit von US-Präsident Barack Obama.
Bundeswehr und BND haben sich offenbar intensiver an der Taliban-Jagd beteiligt als bisher bekannt. So wurden wichtige Daten von Zielpersonen an die Nato übermittelt. Laut einem Geheimdokument der Militärs in Afghanistan nutzten Amerikaner und Briten solche Daten immer wieder zur genauen Ortung von Verdächtigen und auch für gezielte Tötungen aus der Luft.

Nicht allmächtig!

Bild: Screencopy Linc Austin/YouTube

29. Dezember 2014

Skype, das von 300 Millionen Menschen genutzte Programm zum Videotelefonieren, wird als sicher gepriesen. Das ist ein Irrtum, denn spätestens seit Februar 2011 ist aufgrund der Anordnung des geheimen FISA Gerichts Skype als Datenquelle für die NSA verfügbar.
Leicht für die NSA ist auch das bloße Nachverfolgen eines Dokuments auf seinem Weg durchs Netz. Etwas komplexer, aber möglich ist offenbar das Mitlesen von Facebook-Chats. Auch der Schutz mit Hilfe von VPNs (Virtual Private Networks), den vor allem Mitarbeiter von Firmen und Institutionen mit mehreren Standorten nutzen, ist nicht zuverlässig. Die NSA kann sogar das Protokoll SSH ("Secure Shell") knacken, mit dem sich Administratoren in ihr System einloggen.
Schwierigkeiten bereiten der NSA aber unter anderem der Verkehr über den Anonymisierungsdienst Tor und die Dateiverschlüsselung mit TrueCrypt. Auch der mehr als 20 Jahre alte Verschlüsselungsstandard PGP (Pretty Good Privacy – ziemlich gute Privatsphäre) scheint den NSA-Spionen Probleme zu bereiten!

Die Janusköpfige

29. Dezember 2014

Zu den Aufgaben der National Security Agency (NSA) gehört es, bei der Erarbeitung von Standards mitzuhelfen, die "kostengünstige Systeme für den Schutz sensibler Computerdaten" ermöglichen. Z.B. den Verschlüsselungsstandard Advanced Encryption Standard (AES), den die NSA selbst für den Gebrauch empfiehlt. Ein Dokument aus dem Snowden-Archiv zeigt aber: Die NSA besitzt offenbar schon "eine Handvoll Methoden", AES "kryptanalytisch anzugreifen". Und sie arbeitet an weiteren.
Dies zeigt beispielhaft die gespaltene Persönlichkeit der vermeintlichen Sicherheitsbehörde mit dem Milliardenbudget. Auf der einen Seite will die NSA die Sicherheit von US-Bürgern schützen – auch die Internetsicherheit. Auf der anderen Seite arbeitet sie aktiv daran, Sicherheitsmechanismen zu unterminieren, auf denen weite Teile der weltweiten digitalen Kommunikation basieren. Die vermeintliche Sicherheitsbehörde hat offensichtlich jedes Maß verloren, denn sie setzt die Sicherheit aller aufs Spiel.

Trojaner-Alarm im Kanzleramt

Bild: Rafael K.

29. Dezember 2014

Auf dem Rechner einer Mitarbeiterin von Kanzlerin Merkel wurde der Trojaner „Regin“ entdeckt. Dieser Supervirus gilt als Geheimwaffe der NSA und ihres britischen Pendant GCHQ. Er wurde schon bei einer groß angelegten Cyberattacke auf Computer der EU-Kommission eingesetzt, die 2011 aufgeflogen war. Und "Regin" war auch beim Angriff auf den halbstaatlichen belgischen Telekommunikationsanbieter Belgacom im Einsatz, der 2013 aufgedeckt wurde.
Der IT-Sicherheitsfirma Symantec zufolge kann „Regin“ auf infizierten Rechnern Screenshots machen, den Mauszeiger steuern, Passwörter stehlen, den Datenverkehr überwachen und gelöschte Dateien wiederherstellen.