Mit gezinkten Karten…

6. März 2015

Der NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags hat es wahrlich nicht leicht. Mal schmeißt ihnen das Kanzleramt ein paar Knüppel zwischen die Beine, mal nur eine Nebelkerze vor die Tür und manchmal sind es die leitenden Beamten des BND, die das Verwirrspiel befördern.
Mehr als hundert Dokumente hat der Bundesnachrichtendienst dem NSA-Ausschuss vorenthalten. Das geht aus einem Schreiben des Kanzleramts an das Gremium hervor. Der BND spricht von einem Versehen.
Wenn sich ein Zeuge nicht "verplappert" hätte, so Martina Renner, Linken-Obfrau im NSA-Ausschuss, hätte man nie von der Existenz der Dokumente erfahren. Der Vorfall sei besonders gravierend, "weil der BND gegenüber dem Ausschuss schon fälschlicherweise behauptet hatte, man habe den Beweisbeschluss vollständig erfüllt."
Und endlich hat ein früherer BND-Abteilungschef vor dem Ausschuss bestätigt, dass die NSA die in der Operation Eikonal abgefischten Daten nicht nur nach Terroristen sondern auch nach interessanten Wirtschaftsdaten mit Hilfe von Stichwörtern wie "EADS" (Airbus), "Eurocopter" oder "französische Behörden" durchforsten wollte.

Die Geheimnisse des GCHQ

2. März 2015

Das Kanzleramt hatte vor einigen Wochen ein scharf formuliertes Schreiben des britischen Geheimdienstes GCHQ erhalten. Darin drohten die Briten, die Zusammenarbeit bei der Terrorabwehr einzustellen, sollte der Bundesnachrichtendienst (BND) weiterhin ihre Papiere im NSA-Untersuchungsausschuss vorlegen.
Die britische Regierung steht unter Druck. Erstmals in seiner 15-jährigen Geschichte verurteilte in diesem Februar das für die britischen Geheimdienste zuständige "Investigatory Powers Tribunal" die Regierung wegen des massenhaften Datenaustauschs mit der NSA – das verstoße gegen die europäische Menschenrechtscharta. Weitere Klagen vor Gerichten sind anhängig, die britische Regierung ist nervös.
Aus den Snowden-Dokumenten ist bekannt, dass der GCHQ bei der anlasslosen Massenüberwachung an führender Stelle mitwirkt und dass die Überwachung nicht nur auf Terroristen zielt, sondern auch auf Politiker und führende Wirtschaftsunternehmen.
Wird das Kanzleramt dem Untersuchungsausschuss des Parlaments trotz der britischen Warnungen die benötigte Akteneinsicht gewähren? Oder wird es wieder versuchen, dem Parlament unter Verweis auf das Staatswohl weitere Auskünfte zu verweigern? Zumindest die Vertreter der Oppositionsparteien scheinen entschlossen zu sein, dann vor dem Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe zu klagen.

Wir sind die Guten!

27. Februar 2015

Westliche Regierungen einschließlich der Vereinigten Staaten und Großbritannien haben seit Jahren von den Hightech-Unternehmen gefordert, dass sie ihre Verschlüsselungsmethoden offenlegen sollten. Verantwortliche wie FBI-Direktor James Comey und NSA-Direktor Mike Rogers haben Internetfirmen wie Apple, Google, Microsoft öffentlich davor gewarnt, eine Verschlüsselung zu nutzen, die von den Strafverfolgungsbehörden nicht geknackt werden kann. Zumindest die NSA soll und muss – im Kampf gegen den Terror – jederzeit Zugriffsmöglichkeiten auf alle Daten haben.
Das wollen nun aber andere Staaten auch. So plant China ein Anti-Terror-Gesetz, das den chinesischen Behörden Zugriff auf alle Daten im Netz erlaubt.
Diese Pläne Chinas hat US-Präsident Barack Obama jetzt scharf kritisiert. Er sei besorgt, weil Technologiekonzerne wie Apple oder Microsoft den chinesischen Behörden Zugriff auf ihre Verschlüsselungscodes geben und Hintertüren in ihre Programme einbauen müssten, die eine Überwachung durch die Chinesen erlauben. Er habe das Thema bereits gegenüber Präsident Xi Jinping angesprochen, sagte Obama. "Wir haben sehr deutlich gemacht, dass sie das ändern müssen, wenn sie mit den USA Geschäfte machen wollen".

Schöningen: 1 Million Metadatensätze täglich

26. Februar 2015

Der NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags bemüht sich weiterhin, auch die Praktiken des Bundesnachrichtendienstes (BND) aufzuklären. Dabei spielen die Standorte Schöningen und Rheinhausen eine wichtige Rolle.
Hinsichtlich der von der Dienststelle in Rheinhausen betreuten Kooperation des BND mit der CIA (Operation Glotaic) gehen die Mitglieder des NSA-Untersuchungsausschusses des Bundestags davon aus, dass der BND über eine oder mehrere Tarnfirmen Daten eines nordrhein-westfälischen Netzknotens des US-Providers MCI im großen Stil abgezweigt hat. Das Gremium hat daher einen Beweisantrag beschlossen, um Licht ins Dunkel um die mögliche Rolle derartiger heimlicher Verbindungsstationen zu bringen.
Die BND-Außenstelle im niedersächsischen Schöningen fängt weltweit Satellitenkommunikation ab. Täglich sind das rund eine Million Metadatensätze. Dies räumte der dortige Dienststellenleiter am Donnerstag im NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestags ein. Zudem würden 300.000 bis 400.000 Telefonate mitgeschnitten. Pro Gespräch würden dabei mehrere Megabyte an Speicherbedarf benötigt.
Der Zeuge, der unter dem Kürzel E.B. auftrat, wies eine Verbindung mit dem weltweiten Drohnenkrieg der USA jedoch zurück. "Ich bin zutiefst überzeugt, dass solche Daten nie zu einem solchen Einsatz genutzt wurden", sagte B.

Fünf Gründe gegen Massenüberwachung

24. Februar 2015

Sinngemäße Übernahme des englischen Textes von Amnesty International:

  1. Massenüberwachung stellt uns alle unter Generalverdacht: Die Snowden-Dateien zeigen, dass unsere Regierungen alles aufsaugen, jegliche private Kommunikation und jede Spur digitaler Daten, die wir hinterlassen. Indem sie dies tun, geben sie langjährige Rechtsgrundsätze auf, die besagen, dass Überwachung immer zielgerichtet sein muss, gestützt auf einen hinreichenden Verdacht und genehmigt durch eine unabhängige Instanz wie einen Richter.
  2. Massenüberwachung hilft nicht dabei, Terroristen ausfindig zu machen oder zu stoppen: Dies zeigte sich auch wieder bei den Terroranschlägen von Paris, bei denen die Verdächtigen den Sicherheitsbehörden ja vorher bekannt waren.
  3. Durch Massenüberwachung werden grundlegende Rechte abgebaut: Seit Jahrhunderten haben Gesellschaften Regeln zum Schutz der Menschen entwickelt. Dazu gehören das Recht auf Privatsphäre und die Unschuldsvermutung, d.h. dass Freiheitsrechte nur eingeschränkt werden dürfen, wenn ein begründeter Verdacht vorliegt.
  4. Massenüberwachung kann zur Kontrolle genutzt werden: Manche sagen: „Wenn du nichts Falsches getan hast, musst du auch nichts verbergen.“ Das setzt aber ein großes Vertrauen in eine Regierung voraus, die jedermanns Privatleben durchleuchten und dies auch jederzeit missbrauchen könnte. Wir wissen, dass diese Daten genutzt werden können, um Journalisten zu kontrollieren, Aktivisten zu verfolgen, Minderheiten zu diskriminieren und die Redefreiheit einzuschränken. Auch wenn dies heute nicht zu befürchten wäre, wie sieht das morgen aus?
  5. Massenüberwachung ist eine Bedrohung der freien Rede im Netz: Das Internet stand immer für die Chance eines freien Gedankenaustauschs. Jetzt versuchen Regierungen uns einzureden, dass das Grundrecht auf Privatsphäre online nicht mehr gelten soll. Wenn ich mit dem Handy telefoniere, eine SMS oder eMail verschicke, eine Webseite besuche, dann sind meine Daten nicht mehr privat.

Geheime Hinter- oder Vordertüren?

Bild: Screencopy New America

23. Februar 2015

Der neue NSA-Direktor Admiral Mike Rogers bemüht sich, verloren gegangenes Vertrauen in die Arbeit der Geheimdienste wieder zurückzugewinnen und stellt sich auch den Kritikern. Auf einer Sicherheitskonferenz wurde er nun von Yahoo-Sicherheitschef Alex Stamos in Bedrängnis gebracht.
US-Behörden bestehen – wie auch die britische Regierung – darauf, Zugriffsmöglichkeiten auf die Daten der Kunden ihrer IT-Konzerne zu haben. Dazu benötigen ihre Geheimdienste eine geheime Hintertür. Unter Berufung auf Verschlüsselungsexperten wie Bruce Schneier und Ed Felton verwies Stamos darauf, dass Kryptoprogramme nicht wirklich mit Hintertüren ausgestattet werden könnten. "Das ist so, als würde man ein Loch in eine Windschutzscheibe bohren", sagte Stamos.
Da Yahoo – wie die meisten anderen großen IT-Konzerne – in vielen anderen Ländern der Welt tätig sind, fragte Alex Stamos dann, ob Yahoo seine Hintertüren dann auch den jeweils anderen Regierungen zur Verfügung stellen sollte.
Mike Rogers antwortete erst ausweichend, meinte dann aber, dass man eine gesetzlich geregelte „Vordertür“ einbauen müsste.

Oscar für Snowden-Doku "Citizenfour"

23. Februar 2015

Der Film "Citizenfour – Edward Snowden" der US-amerikanischen Filmemacherin Laura Poitras – eine Koproduktion mit NDR und BR – hat den Oscar in der Kategorie "Beste Dokumentation" erhalten. Snowden habe "Bedrohungen nicht nur für unser Privatleben, sondern auch für unsere Demokratie" aufgedeckt, sagte Poitras. "Ich danke dir, Edward Snowden, für deinen Mut. Ich teile diesen Preis mit Glenn Greenwald und anderen Journalisten, die die Wahrheit enthüllen", ergänzte die in Berlin lebende Filmemacherin sichtlich bewegt.
Der Film hatte zuvor bereits zahlreiche nationale und internationale Preise gewonnen. Anfang Februar wurde er in der Kategorie bester Dokumentarfilm mit dem wichtigsten britischen Filmpreis ausgezeichnet, dem "British Academy Film Award" (BAFTA). Zudem erhielt Poitras von der Directors Guild of America den Preis für die beste Dokumentation des Jahres.
"Citizenfour" ist nach "My Country, My Country" (2006) und "The Oath" (2010) der dritte Teil der 9/11-Trilogie von Laura Poitras. Sie thematisiert darin die weltweiten Auswirkungen des "Kriegs gegen den Terror" nach den Anschlägen vom 11. September 2001.

SIM- und Kreditkarten unterwandert

19. Februar 2015

Aus einem Bericht von The Intercept, der sich auf Snowden-Dokumente stützt, geht hervor, dass der britische Geheimdienst GCHQ und die US-amerikanische NSA im April 2010 eine gemeinsame Einheit namens Mobile Handset Exploitation Team (MHET) ins Leben gerufen haben, deren Aufgabe es ist, Schwachstellen in Mobiltelefonen zu finden und auszunutzen.
Diese Einheit war offensichtlich erfolgreich, denn sie konnte in interne Netzwerke der großen SIM-Karten-Hersteller und Netzbetreiber eindringen und eine Unzahl geheimer elektronischer Schlüssel kopieren.
Dadurch können sie die Sicherheitsvorkehrungen vieler Chiphersteller aushebeln: SIM-Karten, elektronische Reisepässe, Kredit- und Debitkarten, elektronische Türöffner, TAN-Generatoren und so weiter sind nicht mehr sicher, da man den darin verbauten Chips und den mit ihnen verbundenen Schlüsseln nicht mehr vertrauen kann. Den Geheimdiensten ist es dadurch möglich, mobile Übertragungen einfach mitzulesen oder auch rückwirkend zu entschlüsseln.

Hacker der Superlative: “Equation Group” / NSA

17. Februar 2015

Die Sicherheitsexperten des russischen Antivirenspezialisten Kaspersky berichten über eine Spionagesoftware der Superlative, die seit vielen Jahren gezielt Computer von Regierungen, Militärs und anderen hochrangigen Zielen angreift. Die sich unlöschbar auf Festplatten bekannter Hersteller einnistet, die sensible Informationen selbst aus vom Internet getrennten Rechnern abschöpft und mit extrem aufwendigen Methoden alle Schutzvorkehrungen umgeht.
Die von Kaspersky „Equation Group“ getauften Entwickler wären "wahrscheinlich eine der raffiniertesten Cyberangriffsgruppen der Welt und die am weitesten entwickelte Bedrohung, die wir je gesehen haben."
Die Spionagesoftware der Gruppe beherrscht mehrere Tricks, die zu den Kernfunktionen der Malware Stuxnet und Regin gehören. Da es inzwischen als sicher gilt, dass diese von der NSA und ihren Verbündeten entwickelt wurden, muss die „Equation Group“ zumindest zum Umfeld der NSA gerechnet werden.
Das Ziel der Spionageangriffe waren neben Regierungen und Militärs auch Atomforschungseinrichtungen, Telekommunikationsunternehmen, Medien, islamische Gelehrte und Aktivisten sowie Experten für Nanotechnologie und Verschlüsselung. Zwei anonyme ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter haben Reuters zudem versichert, dass die Analyse von Kaspersky korrekt ist.

300 Millionen Cyberattacken – täglich!

Utah Airship Flight

8. Februar 2015

Das – vermutlich weltweit – größte Rechenzentrum der USA ist das neu errichtete Utah Data Center der NSA in Bluffdale, das 2013 eröffnet wurde. Es soll Speicherplatz für Daten bis zu einem Yottabyte (YB) bereitstellen können, was einer Billion Terabyte (1.000.000.000.000 Standard-Festplatten) entspricht.
Diese unglaubliche Kapazität soll es ermöglichen, weite Teile der elektronischen Kommunikation der Welt zu erfassen und zu analysieren. Umgerechnet auf die Weltbevölkerung entspräche diese Kapazität einem Datenvolumen von etwa 140 Terabyte für jeden Erdenbürger.
Die Anlage soll einen permanenten Leistungsbedarf von 65 Megawatt Strom haben, was einem jährlichen Energiebedarf von 569 Gigawattstunden und damit dem elektrischen Verbrauch von 142.000 deutschen Durchschnittshaushalten (à 4.000 Kilowattstunden) entspricht. Die Stromrechnung soll eine Million Dollar im Monat betragen. Darüber hinaus benötigt das Rechenzentrum etwa 4.500 Liter Kühlwasser – pro Minute, d.h. rund 6,5 Millionen Liter Kühlwasser täglich.
Diese Anlage gilt weltweit als Symbol der Datenspeicherung und Massenüberwachung und sie ist dadurch auch in besonderem Maße gefährdet. Seit Eröffnung des Datenzentrums verzeichnet der US-Bundesstaat Utah bis zu 300 Millionen Cyberattacken – täglich! Davor waren es „nur“ 25 – 30 Tausend versuchte Angriffe. D.h. die Zahl der Cyberangriffe hat sich 10.000fach verstärkt!
Wie lang wird diese Festung standhalten?

GCHQ verstößt gegen Menschenrechte

6. Februar 2015

Das britische Gericht Investigatory Powers Tribunal (IPT) hat entschieden, dass die Datensammlung über britische Bürger der vergangenen Jahre gegen die Menschenrechte verstößt.
Das IPT ist das einzige Gericht in Großbritannien, das Untersuchungen über die britischen Geheimdienste MI5, MI6 und das GCHQ durchführen darf. Es ist regierungsunabhängig, kann aber nicht bei der Überwachung durch Privatpersonen oder Unternehmen angerufen werden. Verhandlungen werden hinter verschlossenen Türen geführt und Protokolle müssen nicht veröffentlicht werden.
Möglicherweise müssen nun alle von den Geheimdiensten gesammelten Daten britischer Bürger gelöscht werden. Zumindest die, die zwischen 2007 und Dezember 2014 gespeichert wurden, da diese Massenüberwachung durch den britischen GCHQ mit Hilfe der NSA-Programme Prism und Upstream gegen die Menschenrechte verstößt. Das berichtet der britische Guardian.

NSA-Aufklärer in die Falle gelockt?

Bild: Screencopy RT Deutsch

5. Februar 2015

Trotz mangelhafter Unterstützung von Seiten der Bundesregierung bemüht sich der NSA-Untersuchungsausschuss des Bundestages weiterhin um Aufklärung des Spionageskandals.
Am Vorabend der dieswöchigen Sitzung erhielten die Obleute des Ausschusses hohen Besuch von BND-Präsident Gerhard Schindler und dem Geheimdienstkoordinator der Bundesregierung Klaus-Dieter Fritsche.
In der nicht als geheim eingestuften Sitzung berichteten diese ungefragt "in erstaunlicher Detailtiefe" von einer hochgeheimen europaweiten Überwachungsoperation aus dem Jahr 2013. Und dann kam die Warnung: Wenn davon nur ein Fitzelchen an die Öffentlichkeit käme, würde das schwerwiegende Konsequenzen für die Zusammenarbeit mit anderen Geheimdiensten haben, insbesondere würde der britische Geheimdienst GCHQ dann umgehend die Kooperation mit dem BND beenden.
Es kommt zum Eklat. Die Obleute fühlen sich verladen, verlassen grußlos den Raum, die Sitzung ist beendet.
Am nächsten Morgen dann die Überraschung. Der "Focus" berichtet über die Sitzung, über die geheime Überwachungsaktion und die Warnungen von Fritsche und Schindler und beruft sich dabei auf "Sicherheitskreise". Wer hatte dies dem Focus gesteckt? Soll damit der Ausschuss in Verruf gebracht werden?
Der Ausschussvorsitzende Patrick Sensburg soll einen Protestbrief an Bundestagspräsident Norbert Lammert schreiben.

220 Mill. Telefondaten – täglich!

30. Januar 2015

Jeder Verkehr in den Netzen, auf den Datenautobahnen, jede E-Mail, jede SMS, jedes verschickte Bild, jeder Aufruf einer Webseite erzeugt sogenannte Metadaten: Wer hat wann wo mit wem wie lange kommuniziert?
Diese Metadaten verraten über den Absender und auch den Empfänger oft mehr als der Inhalt der Nachricht selbst. Geheimdienste interessieren sich daher vorwiegend für diese Metadaten. Sie werden massenhaft gesammelt, gefiltert, gespeichert und ausgewertet.
Das tut auch der BND. Aktenvermerke des Dienstes zeigen, dass der BND inzwischen große Teile seiner Überwachung auf die Auswertung von Metadaten umgestellt hat. Dabei sammelt er diese Daten nicht gezielt sondern verdachtsunabhängig massenhaft.
Aus sog. „ausländischen Wählverkehren“ werden die Verbindungsdaten von Millionen Telefonaten und SMS abgesaugt. Die dabei vom BND täglich gesammelten 220 Millionen Metadaten werden dann zwischen einer Woche und sechs Monaten gespeichert.
Und sie werden auch an US-Geheimdienste weitergeleitet. Dort sind solche Metadaten die Grundlage für den Einsatz bewaffneter Drohnen im Jemen, in Somalia und in Afghanistan. Wie der frühere NSA- und CIA-Chef Michael Hayden im vergangenen Jahr offenherzig kundtat: „Wir töten Menschen aufgrund von Metadaten.“

Trojaner „Regin“ ist NSA-Spähprogramm

Bild: Screencopy SPIEGEL ONLINE

27. Januar 2015

Die gefährlichste derzeit bekannte Cyberwaffe ist der „Regin“ getaufte Trojaner. Laut der IT-Sicherheitsfirma Kaspersky ist diese Schadsoftware schon seit mehr als zehn Jahren im Einsatz und gegen Ziele in mindestens 14 Ländern eingesetzt worden – neben Deutschland, Belgien und Brasilien auch in Indien und Indonesien.
Dokumentiert sind die Angriffe auf das Telekom-Unternehmen Belgacom, die EU-Kommission, die Internationale Atomenergiebehörde IAEA in Wien und auf eine Mitarbeiterin des Europareferats im Bundeskanzleramt – alle wurden zum Opfer der Schadsoftware "Regin".
Experten von Kaspersky verglichen nun den Programmcode einer Schadsoftware aus den Snowden-Materialien, die der SPIEGEL veröffentlicht hatte, mit dem des Trojaners „Regin“ und stellten weitestgehende Übereinstimmungen fest. Dies gilt nun als eindeutiger Beleg, dass es sich bei "Regin" tatsächlich um die Cyber-Angriffsplattform der sog. "Five Eyes" handelt, also der Geheimdienste der USA, Großbritanniens, Kanadas, Neuseelands und Australiens.
Mit weiteren Funden von "Regin" ist nach Lage der Dinge wohl zu rechnen. Allein bei Kaspersky habe man den Schadcode inzwischen bei 27 internationalen Unternehmen, Regierungen und Privatpersonen nachgewiesen.

Globale Überwachung stoppen!

26. Januar 2015

Die Electronic Frontier Foundation (EFF) ist eine Nichtregierungsorganisation in den Vereinigten Staaten, die sich für Grundrechte im Informationszeitalter einsetzt. Die Bürgerrechtsorganisation hat einen Plan präsentiert, um vor allem ausländische Internetnutzer besser vor dem umfassenden Datenabgriff der NSA zu schützen. US-Bürger stünden unter dem Schirm der Verfassung der Vereinigten Staaten und könnten sich gerichtlich gegen eine überbordende Überwachung zur Wehr setzen, erklärte die Organisation. 96 Prozent der Weltbevölkerung seien den US-Geheimdiensten dagegen rechtlich mehr oder weniger hilflos ausgesetzt.
Da die NSA häufig mit Internetprovidern und anderen Technologiefirmen kooperiere oder über deren Netzwerke heimlich Daten abzapfe, plädiert die EFF vordringlich für einen besseren Schutz deren Systeme. Die Unternehmen müssten sich vor allem gegen den Einbau von Hintertüren in ihre Hard- oder Software wehren.
Weiter wünschen sich die Aktivisten eine "globale Bewegung, die sich fürs Verschlüsseln auf der Nutzerseite" stark macht. Krypto-Lösungen fürs Chatten, Mailen, Browsen oder Transferieren von Dateien seien ein wichtiger Weg, um die Massenüberwachung zu erschweren.

Überwachungspraxis gefährdet Menschenrechte

26. Januar 2015

Der Bürgerrechtsausschuss der Parlamentarischen Versammlung des Europarats hat sich klar gegen die derzeit genutzten Überwachungspraktiken der Geheimdienste positioniert.
Der Ausschuss beschäftigte sich seit Monaten mit der staatlichen Überwachung. Im vergangenen Jahr hatten Mitglieder des Ausschusses auch eine Anhörung von Edward Snowden organisiert, bei der der Whistleblower per Videoübertragung zugeschaltet wurde.
Im vorläufigen Bericht heißt es nun: "Die bislang bekannten Überwachungsmaßnahmen bedrohen fundamentale Menschenrechte." Betroffen seien etwa das Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens und die Freiheit der Meinungsäußerung. Der Ausschuss sei "ernsthaft besorgt" über die Überwachungsmethoden, die durch die Enthüllungen Edward Snowdens seit Juni 2013 bekannt geworden sind.
Im Einzelnen deutet der Bericht auch an, dass das britische Recht, das dem Geheimdienst GCHQ sehr weitreichende Überwachungsbefugnisse einräumt, mit der europäischen Menschenrechtskonvention wohl nicht vereinbar sei.

Sam Adams Award 2015 für William Binney

Bild: Screencopy Ruptly TV/YouTube

22. Januar 2015

In Berlin hat der ehemalige Technischer Direktor der National Security Agency (NSA) William „Bill“ Binney den “Sam Adams Award“ (Whistleblower-Preis) erhalten. Nach Chelsea Manning und Edward Snowden hat nun Bill Binney diese Auszeichnung erhalten für sein mutiges Bemühen, die US-amerikanische Öffentlichkeit über das ehemalige NSA-Programm Trailblazer aufzuklären, einem Vorläufer der Programme, mit denen die NSA heute versucht, die Kommunikationsströme der Welt zu sammeln, zu speichern und auszuwerten.
Weitere ehemalige Geheimdienstler wie Annie Machon, Katherine Gun, Coleen Rowley, Thomas Drake und Ray McGovern gratulierten, aus Russland wurde Edward Snowden zugeschaltet.

Verschlüsselung soll ausgehebelt werden

Bild: CC-by NEXT Berlin/Flickr

21. Januar 2015

Eine kurze Zeit lang galt Verschlüsselung dank der Enthüllungen Edward Snowdens als wichtiger Schutz für jedermann vor Kriminellen und Spionen. Doch lange dauerte das nicht, Geheimdienste und Polizei wollen einen Nachschlüssel für jede digitale Tür in ganz Europa.
Bei der Eröffnung des Internationalen Forums für Cybersicherheit im französischen Lille forderte Bundesinnenminister Thomas de Maizière, dass deutsche Sicherheitsbehörden befugt und in die Lage versetzt werden müssen, "verschlüsselte Kommunikation zu entschlüsseln oder zu umgehen".
Mit seinem Vorstoß gegen Verschlüsselung folgt der Innenminister nun gleichlautenden Äußerungen des britischen Premiers David Cameron und von US-Präsident Obama. Wenige Tage nach den Anschlägen von Paris hatte Cameron den Anfang gemacht und Befugnisse für die britischen Sicherheitsbehörden gefordert, die einem Verbot verschlüsselter Kommunikation gleichkommen würden. Entsprechend hatte sich darauf auch US-Präsident Barack Obama geäußert.

Pressefreiheit in Gefahr!

Bild: CC-by-nc Defence Images

19. Januar 2015

Geheime Snowden-Dokumente belegen, dass der britische Geheimdienst GCHQ im Rahmen des Anzapfens von Glasfaserkabeln im November 2008 – zu Testzwecken – gezielt Emails von und an Journalisten abgefangen hat. Die Aktion, die nur 10 Minuten dauerte, war sehr erfolgreich, denn in dieser kurzen Zeit konnte der Inhalt von insgesamt 70.000 Emails mitgeschnitten werden. Betroffen von dieser Aktion waren Journalisten der BBC, der Zeitungen „The Guardian“, „The New York Times“, „The Washington Post“, „Le Monde“, „The Sun“ sowie der Nachrichtenagentur „Reuters“.
Dies ist natürlich ein massiver Angriff auf die Pressefreiheit, wiegt aber beim britischen Geheimdienst um so schwerer, da weitere vertrauliche Dokumente zeigen, dass der GCHQ neben Hackern und Terroristen auch „investigative Journalisten“ als Bedrohung für die nationale Sicherheit einstuft.

Spiel mit dem Feuer

Grafik: MAD Magazin

19. Januar 2015

Neue Dokumente zeigen, wie die NSA in die Netzwerke konkurrierender Geheimdienste eindringt, um dort quasi als Trittbrettfahrer Spionageerkenntnisse der gegnerischen Seite abzugreifen. Unter den angezapften Geheimdiensten befinden sich die von Frankreich, China und von Nordkorea.
Die NSA ist offenbar schon 2010 in nordkoreanische Computersysteme eingedrungen. Die New York Times berichtete am Sonntag unter Berufung auf ein geleaktes NSA-Dokument, dass amerikanische Sicherheitsexperten mit Hilfe von Südkorea und anderen Verbündeten Malware in nordkoreanische Netzwerke eingeschleust hätten.
So habe die NSA jahrelang Informationen aus Nordkorea abgreifen können und sei über die Aktivitäten der rund 6000 staatlichen Hacker im Bilde gewesen.
Besonders interessant in diesem Zusammenhang sind zwei Aspekte:

  • Dies könnte der Hintergrund sein, warum bei dem Sony-Hack (Ende Nov. 2014) Präsident Obama überraschend schnell Nordkorea als Verursacher benannte und mit Sanktionen belegte.
  • Wenn das alles stimmt, dann stellt sich aber die Frage, warum die NSA einen so umfassenden Angriff auf Sony nicht rechtzeitig erkannte und ggf. verhindern konnte.