Pilot-in-command oder computer-in-command?


Am 26. Juni 1988 stürzte ein nagelneuer A 320 der Air France in einem Waldstück im elsässischen Habsheim bei Muhlhouse ab, nachdem er anläßlich eines Flugtages im extremen Langsamflug und tief über den Flugplatz geflogen war. Als der Pilot über dem Ende der Bahn die Triebwerke vom Mindestschub wieder auf den für den Steigflug notwendigen […]

Am 26. Juni 1988 stürzte ein nagelneuer A 320 der Air France in einem Waldstück im
elsässischen Habsheim bei Muhlhouse ab, nachdem er anläßlich eines Flugtages im
extremen Langsamflug und tief über den Flugplatz geflogen war. Als der Pilot über
dem Ende der Bahn die Triebwerke vom Mindestschub wieder auf den für den
Steigflug notwendigen Schub bringen wollte und den Steuerimpuls für den Steigflug
gab, reagierte das Flugzeug nicht: Da es beim Überflug mit der
Mindestgeschwindigkeit (VLs) scharf an der Grenze zum Strömungsabriss (stall)
geflogen war, verweigerte der Bordcomputer den Befehl, die Nase zu heben, denn
das hätte bei unverändert geringem Schub zum Strömungsabriss und damit zum
Absturz geführt. Die zur Vermeidung des Stalls notwendige höhere Geschwindigkeit
hatte das Flugzeug aber noch nicht, weil ein Jet-Triebwerk mehrere Sekunden
Beschleunigungszeit braucht. So glitt der A 320 computer-logisch gesteuert, den
Willen des Piloten missachtend, in den angrenzenden Wald.

Quelle: Pilot-in-command oder computer-in-command? von RA Prof. Dr. Ronald Schmid (2000)

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