IoT: „Internet der Dinge“

Bild: macrovector/123RF (Montage)

10. Februar 2016

„Kommuniziert wurde anfangs zwischen Menschen und Menschen (Telefon), später zwischen Menschen und Maschinen (Internet). Der nächste nahe liegende Schritt ist die Kommunikation von Maschinen mit anderen Maschinen, ohne dass ein Mensch dabei eingreifen muss.“

schrieb der renommierte Informatiker Friedemann Mattern 2003.
Ermöglicht wird diese Kommunikation nun durch das „Internet der Dinge“ (engl. Internet of Things: IoT). Immer mehr Geräte werden mit Netzschnittstellen ausgestattet: Im „Smart Home“ sind dies intelligente Stromzähler (Smart Meter), smarte Heizungsthermostate, Fernseher, Spielekonsolen, Kameras, Kühlschränke, Waschmaschinen, Heimtrainer… Gesundheitsdaten lassen sich fernüberwachen und auch Fitnessarmbänder können Daten in die Cloud schicken. Smarte Chips ermöglichen GPS-Tracking von Haustieren und Paketsendungen lassen sich im Netz verfolgen. Smarte Autos vernetzen sich während der Fahrt selbstständig…
Nun hat US-Geheimdienstdirektor James Clapper in einer Anhörung vor dem US-Senat ausgeführt: „Diese Entwicklungen werden eine Herausforderung für unsere Cyberabwehr und unsere Spionagepraxis sein, aber auch neue Möglichkeiten für unsere Ermittler schaffen.“
Konkret räumte er ein, dass Geheimdienste das Internet der Dinge für ihre Arbeit nutzen könnten, zur "Identifizierung, Überwachung, Beobachtung, Lokalisierung und zur Auswahl für die Rekrutierung oder um Zugang zu Netzwerken oder Passwörtern zu gewinnen".
Vermutlich liegt hier auch einer der Gründe, warum der US-Geheimdienst NSA seinen massiven Widerstand gegen die Einführung zuverlässiger Verschlüsselungstechniken aufgegeben hat: „Cloud“-Dienste und „smarte“ Geräte verpassen den Überwachern ganz neue Augen und Ohren.
Ein weiterer Grund dafür könnte aber auch darin bestehen, dass die NSA im Rahmen einer Umstrukturierung verschiedene Arbeitsbereiche zusammenlegen wird – darunter auch die offensiven und defensiven "Cybersecurity"-Spezialisten. Diejenigen, die den Unternehmen helfen, Schwachstellen in deren Hard- und Software zu finden und zu schließen, sitzen Tür an Tür mit denen, die rund um die Uhr nach eben solchen Hintertüren und Schlupflöchern suchen, um in Rechner und Netzwerke einzudringen!
Im Lichte all dieser Offenbarungen sollte man sich wohl sicherheitshalber die angekündigten Zusagen von Clappers Behörde an die EU-Unterhändler bei den Privacy-Shield-Verhandlungen doch noch einmal genauer ansehen. Es erscheint wenig plausibel, dass die NSA bei ihrer weltweiten Massenüberwachung („Take it all“) gerade die „europäischen Freunde“ außen vor lässt…

Geek And Poke

Leben in einer informatisierten Welt

Die Informatik hat es mit dem Internet geschafft

nahezu alle Rechner und PCs der Welt, immerhin mehrere 100 Millionen an der Zahl, zu vernetzen. Und ohne sich dessen so richtig bewusst zu sein, beginnt sie nun, in die reale Welt einzugreifen, indem sie deren Gegenstände informatisiert und zu einem "Internet der Dinge" vernetzt. Die langfristigen Konsequenzen einer solcherart geschaffenen "augmented reality" dürften gewaltig sein.

Die durch den Fortschritt der Informationstechnologie induzierten Veränderungen geschehen allerdings nicht über Nacht. Vielmehr handelt es sich bei diesem Prozess um eine schleichende Revolution, deren treibende Kräfte die Mikroelektronik und die Informatik bilden, unterstützt durch Grundlagenforschungen in vielen anderen Bereichen. Die dynamische Entwicklung in diesen Gebieten geht ungebremst weiter, die Auswirkungen ihrer technischen Errungenschaften betreffen daher immer grössere Teilbereiche des täglichen Lebens.

Quelle: Leben und Lernen in einer von Informationstechnologie durchdrungenen Welt – Visionen und Erwartungen (Friedemann Mattern)